Was nicht gesagt werden darf: Apartheid

Statement also available in English.

Nächster Raumentzug: Das Hotel Kaiserwasser hat BDS Austria gestern den bereits unterschriebenen Vertrag gekündigt. Grund dafür war laut Aussage des General Managers Michael Bart* die ständigen Anrufe von Personen, die sich teilweise als VertreterInnen der IKG ausgaben. Diese hätten gegenüber MitarbeiterInnen des Hotels Drohungen und Antisemitismusvorwürfe ausgestoßen sowie nicht näher definierte Protestaktionen und Boykottaufrufe gegen das Hotel angekündigt. Die Leitung des Hotels fühlte sich derart bedroht, dass sogar die Polizei um Unterstützung gebeten wurde. Da die Drohanrufe nicht abreißen wollten und die Polizei auch ohne konkrete Bedrohungsszenarien nicht einschreiten kann, teilte uns die Hotelleitung mit, dass die Vermietung unter diesen Umständen nicht möglich ist – nicht zuletzt zum Schutz der Angestellten des Hotels.

Erst gestern empörte sich ynet – das Online Portal der großen israelischen Zeitung Yedioth Ahronoth – über zwei Politikerinnen des südafrikanischen ANC, eine davon eine langjährige Kämpferin gegen die südafrikanische Apartheid und rechte Hand Nelson Mandelas, Nomvula Paula Mokonyane und Jessie Duarte, die Israel als Apartheidsystem bezeichneten (1). Auch Desmond Tutu, südafrikanischer Erzbischof und langjähriger Anti-Apartheidaktivist, Ehrendoktor der Universität Wien, bezeichnet Israel als einen Apartheidstaat. Ronnie Kasrils, jüdischer, südafrikanischer Anti-Apartheidkämpfer, geht noch weiter… (2)

Das ist schlecht für das Image. Israel gibt sehr viel Geld für (recht gut funktionierende) Image- und Hasbara-Kampagnen aus, die Israel als demokratischen, LGBTQ-paradiesischen, veganen, ökologischen, hippen, modernen Staat präsentieren sollen, weg von dem Image einer brutalen Besatzungsmacht, Stacheldraht, Checkpoints, täglichen Demütigungen der palästinensischen Bevölkerung, unbegrenzter Administrativhaft, Hauszerstörungen, militärischen Aggressionen, Lynchjustiz, extralegale Hinrichtungen…Apartheid.

Entsprechend in Rage versetzt die LobbyistInnen (christliche, jüdische, agnostische, atheistische, grüne, rote und blaue) und VerharmloserInnen des israelischen Unrechtssystems der Begriff Apartheid. Dieser völkerrechtlich definierte Begriff, das System der Apartheid, ist international spätestens seit dem Fall der südafrikanischen Apartheid diskreditiert. Kein/e westliche PolitikerIn kann es sich heute – anders als in den 1980er Jahren – leisten, vermeintlich „positiven Aspekte“ oder eine vermeintliche „Notwendigkeit“ der Apartheid abzugewinnen. Apartheid und Staaten, die Apartheid betreiben, gehören isoliert und sanktioniert, bis sie die verbindlichen Standards des Völkerrechts und der Menschenrechte anerkennen und implementieren. Daher gehört der Begriff bekämpft, liberale ZionistInnen wie der israelische Soziologe Natan Sznaider umschreiben es dann auch gerne mal mit „liberaler Ungleichheit“, die er in Israel/Palästina haben möchte (3).

Nicht umsonst bemühen sich hiesige ZionistInnen (christliche, jüdische, agnostische…) ums Hypen eines Beitrags des ANC-Jugendliga-Vertreters Nkululeko Nkosi, der Israel einen Persilschein ausstellt und den Begriff Apartheid privatisieren möchte: „Für unsere Eltern und Großeltern waren die Jahre der Apartheid…“, schreibt er, während die Eltern und Großeltern, verdiente KämpferInnen gegen die Apartheid, Israel mehr als nur Apartheid zum Vorwurf machen (4).

Bei der Veranstaltung, die nun weder im alternativen Kulturzentrum WUK, noch im Hotel Kaiserwasser stattfinden kann, wird die palästinensische Rechtsanwältin und Beraterin der palästinensischen Menschenrechtsorganisation Al-Haq genau diese Frage untersuchen: „Apartheid and its Applicability to Israel/Palestine“.

Wo der Vortrag nun stattfinden wird, ist noch offen, sicher ist nur, DASS er stattfinden wird. Besucht unsere Facebook-Seite bzw. erhaltet weitere Infos via Newsletter oder auf unserer Website.

*Name zum Schutz der betroffenen Person geändert

(1) http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-4933233,00.html
(2) https://www.woz.ch/…/…/was-israel-von-suedafrika-lernen-kann https://www.theguardian.com/…/29/south-africa-boycott-israel
(3) http://www.taz.de/!5300832/
(4) http://africansforpeace.com/reclaiming-word-apartheid/

 

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