Die Auseinandersetzung um die Klage der Stadt Wien gegen BDS Austria geht weiter

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Die Auseinandersetzung um die Klage der Stadt Wien gegen BDS Austria geht weiter: der nächste Gerichtstermin ist für den 14. Juli 2023 um 10 Uhr im Handelsgericht in der Marxergasse 1A, 1030 Wien, angesetzt.

Erinnert ihr euch? Während des vereinten palästinensischen Aufstands gegen Israels Besatzung und die exzessive Vertreibungspolitik in Sheikh Jarrah im Jahr 2021 hat die Stadt Wien eine völlig absurde Klage gegen unsere Kampagne eingereicht. Der Anlass war ein Facebook-Posting mit dem Bild des bekannten “Visit Apartheid” Posters auf einer Werbetafel neben dem offiziellen Logo der Stadt Wien. BDS Austria schrieb sarkastisch: “Wir freuen uns, dass auch die Stadt Wien die Apartheid in Israel anerkennt und das öffentlich bekundet.”

Ein paar Monate später wurde einer unserer Aktivisten über die Klage verständigt, denn BDS Austria würde “Hass gegen die israelische Bevölkerung schüren” und deshalb liefe es auf Verleumdung hinaus, die Stadt Wien öffentlich mit BDS Austria zu assoziieren, denn die “Bezeichnung der Situation in Israel/Palästina als ‘Apartheid’ ist rufschädigend für uns.”

Die Stadt Wien, die ihr Logo unter anderem gerne an die Österreichisch-Israelische Gesellschaft, einer Lobby-Organisation für Israel, verleiht, versucht mit aller Macht, unsere Arbeit für Palästina zu diskreditieren, uns in die Knie zu zwingen und generell Aktivist*innen einzuschüchtern. Bekanntes Beispiel hierfür sind auch die Ereignisse rund um die Lobau-Aktivist*innen. 

Diese Klage ist in Wirklichkeit vor allem eine gezielte Attacke gegen die Palästinenser*innen und ihren Kampf gegen das siedlerkoloniale Apartheidregime Israels, auch wenn sie sich formal gegen einen Aktivisten unserer Menschenrechtskampagne in Österreich richtet. Sie ist ein schamloser Versuch, die Stimmen der Unterdrückten zum Schweigen zu bringen und den Einsatz für die Palästinenser*nnen und ihren gerechten Befreiungskampf in Österreich zu verunmöglichen.

Denn diese Klage muss und kann nur vor dem Hintergrund der im Jahr 2018 verabschiedeten, antidemokratischen Anti-BDS-Resolution des Wiener Gemeinderats betrachtet werden, die die BDS-Kampagne als antisemitisch diffamiert und institutionelle Unterstützung verweigert. Vereinen, NGOs und Institutionen, die öffentliche Gelder erhalten, wird darin verbindlich angedroht, sämtliche Unterstützung zu verlieren, wenn sie der BDS-Kampagne Räumlichkeiten zur Verfügung stellen oder vermieten. 

Diese feige Maßnahme des Wiener Gemeinderats, eingebracht vom Präsidenten der Österreichisch-Israelischen Gesellschaft, stellt eine direkte Bedrohung für den politischen Rahmen dar, in dem sich Palästinenser*innen und ihre Unterstützer*innen bewegen können.

Es ist nicht die Aufgabe von Gemeinderäten, zivilgesellschaftliche Kampagnen zu ächten und zu unterdrücken. Ob sie eine Kampagne mögen oder nicht – es ist das demokratische Recht von Menschenrechtsinitiativen, öffentliche Arbeit zu leisten, ohne dabei behindert zu werden.

Kurz vor der neuen Anhörung vor Gericht hat die Stadt Wien nun einen skandalösen Vergleich vorgeschlagen: Sie fordert von uns bzw. dem BDS-Aktivisten, 17.000 Euro zu zahlen – eine Summe, die sich aus den bereits geforderten Schadensersatzforderungen und den Anwaltsgebühren zusammensetzt. 

Damit nicht genug sollen wir auch auf unser Recht verzichten, die Einschüchterungsklage der Stadt Wien als das zu bezeichnen, was sie ist: eine „SLAPP-Klage“ (Strategic Lawsuit against Public Participation). Weiters sollen wir dem Vergleich nach zustimmen, nicht mehr davon zu sprechen, dass es um einen Streitwert von 35.000 Euro geht. Zusätzlich wird bei Verstoß eine Vertragsstrafe von 1.000 Euro gefordert.

Diese Klage ist nicht nur eine Absurdität und Ungerechtigkeit, sondern auch ein bewusster Versuch, unsere Kampagne und alle zivilgesellschaftlichen Kampagnen für Palästina zu diskreditieren und zu verunmöglichen. Sie zielt darauf ab, die Menschenrechtsarbeit für Palästina zu verhindern und Aktivist*innen einzuschüchtern.

Unser Gegenangebot an die Stadt Wien ist die SLAPP-Klage gegen den BDS-Aktivisten fallen zu lassen, alle Gerichts- und Anwaltskosten zu übernehmen, sich öffentlich für ihre Angriffe auf die Redefreiheit und Bürger*innenrechte zu entschuldigen und die koloniale Realität, die Israel den Palästinenser*innen aufbürdet, anzuerkennen.

Unterstützt BDS Austria in dieser wichtigen Auseinandersetzung! Zeigt eure Solidarität und supportet unsere Kampagne. Gemeinsam stehen wir lautstark für Gerechtigkeit und die Rechte der Palästinenser*innen ein.

 

The controversy around the lawsuit of the city of Vienna against BDS Austria continues:

The next court date is set for July 14th 2023 at 10 am at the Handelsgericht in Marxergasse 1A, 1030 Vienna.

Remember? During the unified Palestinian uprising against Israel’s occupation and the excessive expulsion policies in Sheikh Jarrah in 2021, the city of Vienna filed a grotesque lawsuit against our campaign. The reason was a facebook post with a picture of the famous “Visit Apartheid” poster on a billboard next to the official logo of the municipality of Vienna. BDS Austria titled sarcastically: “We are pleased that the city of Vienna takes note of Apartheid and also publicly states it.” 

A few months later, one of our activists got a notification of being sued due to BDS Austria “inciting hatred against the Israeli people” and therefore being publicly associated with BDS would amount to defamation since “the designation of the situation in Israel/Palestine as an ‘Apartheid’ constitutes damage to our reputation”.

The City of Vienna, who gladly lends their logo to the Austrian-Israeli Sociey, a Zionist lobby organization, tries with all their power to discredit our work for Palestine, to bring us to our knees and to generally intimidate activists. Examples for the latter are also the events around the Lobau activists.

In reality, this lawsuit is a targeted attack against the Palestinians and their struggle against the settler-colonial apartheid regime of Israel, even though it is formally directed against one of our activists of the BDS campaign for human rights in Austria. It’s a shameless attempt to silence the voices of the oppressed and to make it impossible for Palestinians to advocate for their just liberation cause in Austria.

The lawsuit can only be viewed in the light of the anti-democratic Anti-BDS-Resolution the Vienna city council has adopted in 2018. The resolution defames the BDS campaign as antisemitic and rejects any institutional support. This means that associations, NGOs and institutions receiving public funding are firmly threatened to lose it entirely if they provide or rent their spaces to BDS Austria. 

The cowardly measure of the Vienna city council that was primarily issued by the president of the Austrian-Israeli Society constitutes a direct threat to the political scope in which Palestinians and their supporters can work in.

It’s not the task of a city counsellors to ostracize and suppress civil society campaigns. Whether they like a campaign or not – it’s the democratic right of human rights initiatives, to do public work without being hindered.

Shortly before the next court hearing the municipality of Vienna proposed a scandalous settlement: they are demanding of us resp. the BDS activist to pay 17.000 Euros, a sum comprising the previous indemnity claims as well as the costs for the lawyers.

On top of that we should abstain from our right to call the intimidation lawsuit of the city of Vienna what it is: a “SLAPP” (Strategic Lawsuit against Public Participation). Also, according to the settlement proposal, we should agree not to speak about the initial demand of 35.000 Euros. In case of violation of said settlement terms, a fine of 1.000 Euros must be paid.

The lawsuit is not only an absurdity and injustice but also a deliberate attempt to discredit and impede the BDS campaign and all civil society campaigns for Palestine. It is aimed towards thwarting human rights work for Palestine and intimidating solidarity activists.

Our counter offer to the municipality of Vienna is to drop the SLAPP case against the BDS activist, to cover all legal expenses, to apologize publicly for their attacks on the freedom of speech and civil rights, and to acknowledge the colonial reality Israel imposes on Palestinians.

Stand with BDS Austria in this important case! Show your solidarity and support our campaign. Together we are fighting for justice and Palestinian rights.

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