Die 16. Israeli Apartheid Week, die weltweit in unzähligen Ländern und Städten auf das unhaltbare Unrecht von Apartheid, Staatsrassismus, Besatzung und Siedlerkolonialismus Israels gegenüber der palästinensischen Bevölkerung aufmerksam macht, fand auch dieses Jahr in Wien statt.
Ebenso wie in den vergangenen Jahren lag der Schwerpunkt, für den wir uns als lokale Trägerinnen der internationalen, palästinensisch geführten BDS-Kampagne einsetzen, auf den demokratischen Menschen- und Freiheitsrechten der PalästinenserInnen, die im hegemonialen Diskurs geleugnet und mit fadenscheinigen Argumenten ignoriert werden. Das Motto der IAW dieses Jahr war „United against racism“. Nicht zufällig wurden die Kundgebungen und Demonstrationen weltweit am internationalen Tag gegen Rassismus organisiert. Ebenso war der Ort der Kundgebung in Wien nicht zufällig gewählt, gehört es doch zu den Methoden siedlerkolonialer Regime, die Geschichte der indigenen Bevölkerung auszulöschen, unsichtbar zu machen und umzudeuten. So sind auch im Weltmuseum vor dem die Kundgebung dieses Jahr stattfand, palästinensische Artefakten und andere Ausstellungsstücke, die geschichtsverfälschend Israel zugeordnet werden, wie etwa Fotographien von El-Haram el Sharif in Jerusalem, die um einiges älter sind als der siedlerkoloniale Staat Israel. Palästinensische historische Stätte werden oftmals zerstört, weil selbst eine scheinbar harmlose Wissenschaft wie Archäologie von Israel instrumentalisiert wird, um das Land und seine Marker so umzuformen, als wären nie PalästinenserInnen da gewesen. Palästinensisches Kulturerbe zu zerstören ist nur eine weitere Methode von vielen, um palästinensische Existenz zu leugnen und PalästinenserInnen ihre Menschlichkeit abzusprechen.
Trotz zahlreicher pandemiebedingter Einschränkungen, die öffentliche Podiumsdiskussionen abseits von Videokonferenzen auch dieses Jahr verunmöglichten, konnten wir unsere Kundgebung vor dem Weltmuseum halten. Mit verschiedensten Redebeiträgen von politischen Gruppen und Organisationen, die ihre Solidarität ausdrückten, konnte auch in Wien der internationale Tag gegen Rassismus mit diesem entscheidenden Beitrag zur Israeli Apartheid Week ergänzt werden.
In puncto Freiheitsrechte möchten wir uns auch nicht nehmen lassen kurz die Reflektion über die 15. internationale IAW des letzten Jahres aufzuholen.
Diese wurde letztes Jahr aufgrund der Pandemiebestimmungen behördlich untersagt
https://bds-info.at/demonstrationsaufruf-21-3-2020-14-uhr/
Es freute uns letztes Jahr dafür in anderem Rahmen, gemeinsam mit der Plattform „Palästina Solidarität Österreich“, doch noch einige Kundgebungen abzuhalten:
Gegen Annexion,
https://bds-info.at/kommt-zur-kundgebung-gegen-die-annexion-des-palaestinensischen-landes/
Cybermanöver, Waffengeschäfte und vieles mehr.
https://bds-info.at/protest-%e2%8e%9cschluss-mit-der-oesterreichischen-unterordnung-unter-us-israelische-interessen/
Umso mehr freute es uns, dass dieses Jahr nichts im Wege unserer Kundgebung stand, und wir folgenden RednerInnen auf unserer Kundgebung begrüßen durften.
-Mary Pampalk von „Frauen in Schwarz“
-Wilhelm Langthaler von der „Antiimperialistischen Koordination (AIK)“
-Franz Schuster von der „Antifaschistischen Aktion“
-Franz Sölkner von der „Steirischen Friedensplattform“
-Nourhan, stellvertretend für die lokale BDS Kampagne „BDS Austria“
Wir zeigten dieses Jahr noch zusätzlich eigens eine für den internationalen Tag gegen Rassismus erstellte Videonachricht des BNC, indem mehrere AktivistInnen zu Sprache kamen. Außerdem durften wir als besonderen Beitrag eine direkte Nachricht aus Ghana des Ex-Black Panthers und Mitbegründer der Black Liberation Army Dhoruba bin Wahad zeigen, der in seiner Grußnote betonte, dass Antirassismus und internationale Solidarität ohne klare Positionierung gegen die israelische Apartheid zwangsläufig zu hegemonialer Heuchelei und Opportunismus wird.
Wir möchten nochmals allen RednerInnen und solidarischen Gruppen und Individuen unseren Dank aussprechen und hoffen wir sehen uns (nicht nur) bei der nächsten erfolgreichen IAW 2022 wieder!
Randnotiz:
Wie in den vergangenen Jahren, haben sich auch heuer unsere treuen lokalen StalkerInnen aus dem Spektrum der „antideutschen“ Autonomen Antifa, KSV-LiLi, GRAS, VSStÖ, LINKS und JÖH gegen die internationale Kundgebung „United against Racism“ verabredet, um aus der Demonstration der „Plattform für eine menschliche Asylpolitik“ auszuscheren und gegen uns als lokale TrägerInnen der BDS-Kampagne eine unangemeldete „Gegenkundgebung“ zu veranstalten. Dabei haben einzelne AkteurInnen auch gezielt durch Provokationen und Handgreiflichkeiten gegen unsere KundgebungsteilnehmerInnen versucht, zu „stören“.
Bereits im Vorfeld „warnten“ uns nicht ganz so stramme VerfechterInnen der israelischen Apartheid aus ihren eigenen, löchrigen Reihen über geplante, unangemeldete Aktionen und leiteten uns deren Aufruf weiter. Und damit niemand der MitläuferInnen im Milieu der Apartheid-VerteidigerInnen sich womöglich Argumente von uns anhören muss, zum Nachdenken bewegt werden kann oder gar die grob fahrlässige Antisemitismus-Verharmlosung dieser Antideutschen zu hinterfragen beginnt, wurde in dem „geheimen“ Aufruf explizit darum gebeten, nicht mit uns zu sprechen oder zu diskutieren (1).
Und wie jedes Jahr inszenierten sich die ProvokateurInnen danach als „Opfer“ der Polizei, weil sie – wie jedem und jeder unangemeldeten DemonstrationsorganisatorIn laut Versammlungsrecht bekannt ist – von der Polizei auf Abstand gehalten und angezeigt wurden. In den Vorjahren gelang es ihnen sogar, diese platte Inszenierung als latenten „Antisemitismus“ der Polizei anzuprangern und in einigen Tageszeitungen (2) prominent ihr Leid zu klagen sowie mit hochrangigen Anwaltskanzleien die Anzeige zu bekämpfen.
Dass sich die Reste der internationalistischen Linken, die sich in der „Plattform für eine menschliche Asylpolitik“ organisiert und gegen Rassismus demonstriert (Demonstrationen übrigens, denen wir uns als BDS-AktivistInnen vorbehaltslos anschließen würden, wären sie für uns – aufgrund des hegemonialen Konsens keine offen palästinasolidarischen Gruppen zuzulassen –, keine No-Go-Zonen), aus Opportunismus und des lieben Friedens Willen nicht zur internationalen, palästinensisch geführten BDS-Kampagne positioniert und von der in hunderten Ländern stattfindenden IAW fernhält, sind wir gewohnt. Auch, dass sie es nicht mehr wagen auf ihren Kundgebungen das Unrecht des Siedlerkolonialismus anzusprechen, ja selbst das Wort „Palästina“ auch nur zu erwähnen, wundert uns nicht mehr. Jede/r internationalistische Linke außerhalb dieser Provinz schüttelt nur noch den Kopf, wenn wir im internationalen Kontext von der deutschsprachigen Linken und ihrer Palästina-Phobie, ihrem antipalästinensischen Rassismus oder ihrer Angst, anzuecken, erzählen.
Wünschen würden wir uns allerdings, dass die OrganisatorInnen der Plattform zumindest ihre „siedlerkolonialistische“, israel-nationalistische und zionistische Interessensgruppe, die sie so gerne dabeihaben, soweit zur Vernunft bringen, dass diese nicht unsere Kundgebungen angreifen. Vielen Dank.
Anhang:
(1) Messanger-Aufruf von den VerteidigerInnen der israelischen Apartheid:
„Boycott Antisemitism! Boycott BDS! :fist: :boom:
Morgen startet die Kampagne „Israel Apartheid Week“ der antisemitischen Organisation BDS.
Der Plan für morgen wäre nach der großen Demo gegen Rassismus mit ein Paar Leuten und „Boycott Antisemitism“ Bannern bei der antisemitischen BDS Kundgebung um 18:00 Uhr beim Weltmuseum vorbei zu schauen. Wir wollen ihnen aber durch unser Auftreten nicht mehr Aufmerksamkeit geben, weshalb wir friedlich und ohne Konfrontation hingehen wollen.
Wichtig ist, dass wir nicht mit ihnen sprechen, diskutieren oder streiten.
Wir würden gerne zeigen, dass obwohl BDS-Austria zum Glück nur noch aus sehr wenigen Menschen besteht, wir trotzdem Antisemitismus nicht unbeantwortet lassen.
Wir freuen uns auf alle die mitkommen.“
(2) https://www.pressreader.com/austria/heute-wien-ausgabe/20190503/281496457709570